Klassik goes Kino – Kino goes Klassik
Was wäre „Star Wars“ ohne den Imperial March von John Williams? Oder die großen Schlachtszenen in „Herr der Ringe“ ohne die fanfarenartige Untermalung von Howard Shore? Oder „Der Dritte Mann“ ohne die Zitherklänge des Harry-Lime-Themas? Kein Zweifel, Musik ist ein wichtiger Teil großer Kino-Erlebnisse, unterstreicht die Emotionalität der Bilder und schafft manchmal auch ganz eigene Gefühlswelten. Oft nutzen die Filmmusikkomponisten Elemente der Klassik – kein Wunder also, dass das Klassik-Fieber auch manche Darsteller:innen packt. Für uns ein überaus spannendes Blog-Thema.
Musiker:innen-Portraits auf der Leinwand
Besonders eng ist der Schulterschluss, wenn klassische Komponisten Filmmusik schreiben – prominente Beispiele sind Dmitri Schostakowitsch und Erich Wolfgang Korngold. Ebenfalls deutlich wird das Naheverhältnis von Klassik und Kino, wenn Komponist:innen und Musiker:innen auf der Leinwand portraitiert werden. Solche Portraits gibt es in bemerkenswert großer Zahl.
Die bekannteste musikalische Filmbiografie ist in unseren Breiten bis heute „Amadeus“. Miloš Formans Drama über die Komponisten-Rivalität zwischen dem genialen, aber infantilen Wolfgang Amadeus Mozart und dem neiderfüllten Antonio Salieri erhielt 1985 acht Oscars. Das Konkurrenzverhältnis ist zwar fiktiv, wie mehrere historische Quellen belegen, der Film setzte aber auch Mozarts Musik ein (weiteres) Denkmal.
Die Liebesgeschichte der französischen Modeschöpferin und des russischen Komponisten steht im Zentrum von „Coco Chanel & Igor Strawinski“. Strawinski wird als Musikschaffender gezeigt, der seiner Zeit und seinem Publikum weit voraus ist. Doch Coco Chanel erkennt, dass seine Musik ebenso zukunftsweisend ist wie ihre Kreationen. Die tiefgründige Romanze, die im Jahr 2009 verfilmt wurde, ist am 4. November im Rahmen des Themenabends „Amour fou“ im Salzburger DAS KINO zu sehen. Außerdem auf dem Programm: „Tschaikovsky’s Wife“, das Beziehungsdrama über den russischen Komponisten, der sich eigentlich zu Männern hingezogen fühlte, und seine Ehefrau Antonia. Welche Musik aus der unglücklichen Beziehung entstanden ist? Einen Eindruck könnt ihr euch am 14. und 15.11. im Großen Festspielhaus mit Tschaikowskys 5. Symphonie verschaffen.
Extrem bewegend ist auch der Film über den polnisch-jüdischen Komponisten und Pianisten Wladyslaw Szpilman, der die Gräuel des Warschauer Ghettos im Zweiten Weltkrieg hautnah erlebte. „Der Pianist“ aus dem Jahr 2002 wurde mit drei Oscars sowie der Goldenen Palme auf dem Filmfestival in Cannes ausgezeichnet. Einen ungewöhnlichen Zugang zum Thema Klassik fand „Florence Foster Jenkins“ (2016), die wahre Geschichte der exzentrischen New Yorker Millionenerbin, die unbedingt Sängerin werden wollte, obwohl ihr dazu jegliches Talent fehlte. Jüngeren Datums ist „Maestro“, der Streifen über den amerikanischen Komponisten Leonard Bernstein und das komplizierte Verhältnis zu seiner Ehefrau Felicia Montealegre.
Einfluss der Klassik auf die Filmmusik
Doch auch dort, wo es nicht unmittelbar um klassische Musik geht, spielt ebendiese oftmals eine große Rolle. Allen voran „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss: Die prägnante Anfangssequenz dieses Stücks wurde in zahlreichen Filmen verwendet, zum Beispiel in „2001: Odyssee im Weltraum“ oder – das andere Extrem – in der Barbie-Verfilmung aus dem Jahr 2023.
Richard Wagners Walkürenritt ertönt im Antikriegsfilm „Apocalypse Now“, Tschaikowskis Schwanensee im Ballett-Drama „Black Swan“ und Bachs Orchestersuite Nr. 3 im Thriller „Sieben“ – die Liste ließe sich lange fortsetzen. Oftmals werden die klassischen Werke genutzt, um die jeweilige Handlung zu kontrastieren und damit noch schauriger, noch obskurer oder noch witziger zu machen.
Schauspieler:innen im Klassik-Fiebe
Die enge Verbindung von Klassik und Kino führt dazu, dass manche Musikschaffende zu Leinwandstars wurden und manche Schauspielerinnen und Schauspieler auch ausgezeichnete Musiker:innen sind. In die zweite Kategorie fällt beispielsweise Jeff Goldblum, Hauptdarsteller der „Jurrasic Park“-Reihe und leidenschaftlicher Pianist. Ein bekennender Klassik-Fan ist der deutsche Schauspieler Ulrich Matthes, der immer wieder Querverbindungen zwischen seiner Berufung und der Musik gesucht und gefunden hat.
Matthes hätte mit der Veranstaltungsreihe Musik:conText der Salzburger Kulturvereinigung wohl seine helle Freunde. Auch hier geht es um das Miteinander des gesprochenen Worts und der klassischen Musik. An insgesamt fünf Abenden werden Lesungen von Bühnen- und Leinwand-Stars aus dem gesamten deutschsprachigen Raum veranstaltet. Die Texte werden dabei mit Live-Musik von Klassik-Ensembles gepaart und entfalten so ihre ganze emotionale Wirkung.
Die Event-Serie startet am 6. November im Marionettentheater mit dem Programm „Casanovas Rückkehr“. Mit dabei: der als Tatort-Kommissar bekannte Udo Wachtveitl, der aus Arthur Schnitzlers Novelle „Casanovas Heimkehr“ liest, und das „Amici Quartett“, das die Musik, in diesem Fall Beethovens berühmtes Streichquartett op. 29, beisteuern wird. Musik:conText ist übrigens auch im Abo buchbar.