Beethoven

200 Jahre nach der Uraufführung: Fünf Fakten über Beethovens Neunte

1824 in Wien uraufgeführt, feiert Beethovens 9. Sinfonie heuer ihr 200-Jahre-Jubiläum. Der Komponist war zu diesem Zeitpunkt schon vollständig taub, seine letzten großen Erfolge lagen weit zurück. Die Erwartungshaltung des Publikums war dementsprechend gedämpft und die Überraschung umso größer, als sich das Werk immer mehr in die Länge zog. Rund 45 Minuten waren vergangen, ehe Orchester und – neu bei dieser Kompositionsform – Sänger:innen die „Ode an die Freude“ anstimmten und das 25-minütige Finale einleiteten. Durch die eingängige Melodie und deren häufige Wiederholung prägte sie sich beim Publikum ein, sodass lange vor Radio und Plattenspieler ein Ohrwurm entstand. In diesem Blogbeitrag präsentieren wir fünf weitere spannende Fakten über die 9. Sinfonie und zeigen damit, dass sie die Musikgeschichte bis heute maßgeblich beeinflusst.

Fakt 1: Die Ode als Welthit

Die Ode an die Freude war Vorlage für viele andere Lieder und wurde mehrmals zum Pop-Hit. Neben der gospelartigen Kirchenhymne „Joyful, Joyful, We Adore Thee“ ist die Version „A Song of Joy“ die berühmteste Adaption. Gesungen vom spanischen Interpreten Miguel Rios, führte der Song 1970 unter anderem in Österreich, Deutschland und Australien die Charts an und wurde mehr als 4 Millionen Mal verkauft. Trotzdem ist hierzulande die Persiflage „Alle Menschen san ma zwida“ des Kabarettisten Kurt Sowinetz noch bekannter.

Fakt 2: 74 Minuten als CD-Benchmark

Es ist bis heute nicht bestätigt, aber durchaus plausibel, dass sich die Entwicklung der Audio-CD an Beethovens Neunter orientiert hat. Norio Oga, damals Vizepräsident der Firma Sony und ausgebildeter Opernsänger, soll gefordert haben, dass das Werk auf nur einen der neuen Tonträger passt (bis dahin waren es zwei Langspielplatten). Die Techniker:innen orientierten sich an der mit 74 Minuten längsten Version, eingespielt unter dem Dirigenten Wilhelm Furtwängler. Um dieses Fassungsvermögen zu erreichen, brauchte die silberne Scheibe ihre rund 12 cm Durchmesser.

Fakt 3: Beethovens Hymne

Es wäre sicher nicht im Sinne Beethovens gewesen, dass die Nazis sein Werk vereinnahmten, sich auch Josef Stalin als Fan der Neunten outete und das Apartheit-Regime in Rhodesien den vierten Satz in den 1970ern zu seiner Nationalhymne erklärte. Viel eher der ursprünglichen Intention des Komponisten entspricht der Einsatz als Europahymne ab 1972 oder die Aufführung 1989 in Berlin, als Dirigent Leonard Bernstein den Text wenige Wochen nach dem Mauerfall in „Freiheit schöner Götterfunken“ ändern ließ.

Fakt 4: Die 9. als Filmmusik

Immer wieder diente die 9. Sinfonie als Untermalung von Filmszenen. Schostakowitsch zitierte sie 1960 in der Filmmusik zu „Fünf Tage – fünf Nächte“, in der Beatles-Komödie „Hi-Hi-Hilfe!“ (1965) wurde mit ihr ein Tiger gezähmt. Und selbst das Horror-Genre kam nicht an Beethoven vorbei: Im Film „Leprechaun Returns“ trieb ein böser Kobold 2018 zu den Klängen des Molto vivace aus dem zweiten Satz sein Unwesen.

Fakt 5: UNESO-Weltdokumentenerbe

1992 ins Leben gerufen, umfasst das UNESCO-Weltdokumentenerbe dokumentarische Zeugnisse mit außergewöhnlichem Wert für die Menschheitsgeschichte. Die Inhaber-Staaten sollen diese Zeugnisse bewahren und den freien Zugang zu ihnen sicherstellen. Die Originalpartitur der 9. Sinfonie wurde 2001 in das Register aufgenommen. Der Großteil des Manuskripts befindet sich heute in der Beethoven-Sammlung der Berliner Staatsbibliothek.

Beethovens Meisterwerk live erleben

Die 9. Sinfonie, so viel wird durch unsere Faktensammlung klar, hat ihren festen Platz in der Musikgeschichte. Ihre ganze Wirkung entfaltet sie live. Wer sich selbst ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk machen will, sollte die Aufführungen des monumentalen Werks im Großen Festspielhaus also nicht verpassen. Von 18. bis 20. Dezember 2024 (jeweils 19:00 Uhr) bringt das Mozarteumorchester Salzburg unter Roberto González-Monjas Beethovens unvergleichlichen Klangteppich zur Entfaltung. Bestimmt summt auch ihr danach tagelang das gleiche Lied: „Freude schöner Götterfunken …“