Alex Linse: Robin Hood ist ein Stück für Jung und Alt
Herr Linse, Sie stehen vor Ihrer neunten Produktion mit dem Salzburger Straßentheater. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Als Leiter des OFF-Theaters habe ich neben meiner künstlerischen Tätigkeit auch viele administrative Arbeiten zu erledigen. Persönlich ist es deshalb immer wieder schön, einfach nur Schauspieler zu sein. Ich mache beim Straßentheater zwar auch die Tourneeleitung, fahre unseren Tourbus oder plane das Bühnenbild. Aber andere kümmern sich um die Kostüme, die Requisiten oder auch darum, dass wir etwas zu trinken haben. Es entsteht also ein tolles Gemeinschafsgefüge – und das spürt auch das Publikum.
Typisch für das Straßentheater sind die ungewöhnlichen Spielorte und der unmittelbare Kontakt der Mitwirkenden zum Publikum. Für einen Schauspieler eine besondere Herausforderung?
Die Publikumsnähe weniger. Auch am OFF-Theater kann’s mir passieren, dass ich die Leute unmittelbar vor mir habe. Die Frage ist daher weniger „Wo sitzen die Zuschauer?“ als „Wo steht unser Wagen?“. Zum einen geht’s dabei um Auftritts- und Abgangswege, viel mehr aber noch um die Akustik. Wir versuchen jeden Zuschauer stimmlich zu erreichen, aber auf einer freien Fläche ist das schon eine Challenge. Die Premiere auf der Stiegl-Festwiese ist so gesehen jedes Jahr die perfekte Feuertaufe.
Was kann sich das Publikum von „Robin Hood“ erwarten?
Das ist schwer zu sagen, weil wir noch mitten im Arbeitsprozess sind. Es wird auf jeden Fall ein Stück für die ganze Familie mit viel Musik, obwohl das Grundthema, den Reichen Geld zu nehmen und es den Armen zu geben, sehr „erwachsen“ und aktuell ist. Aber die Handlung und die Figuren bieten ganz viel Identifikationsfläche für Jung und Alt.
… und Ihre Rolle?
Es ist der Bruder Tuck, wie man ihn kennt: ein Mönch und tendenziell sicher wieder die komödiantische Rolle im Stück. Tuck macht bei uns auch viel Magisches – darüber will ich aber noch nicht zu viel verraten.
Sie stehen diesmal mit vielen jungen Kolleginnen und Kollegen auf der Bühne. Sind Sie eine Art Leitwolf im Robin-Hood-Ensemble?
Na ja, ich bin ein bisschen der „Tournee-Papa“, weil ich den Überblick habe, wo wir am nächsten Tag hinfahren und was uns dort erwartet. Aber auf der Bühne wissen wir alle genau, was wir zu tun haben. Da gibt es keine Hierarchien.
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit der Salzburger Kulturvereinigung?
Ich bin als Tourneemanager sozusagen das Bindeglied zwischen Kulturvereinigung und Ensemble – dementsprechend viel kommunizieren wir. Man kann sagen: Die Kulturvereinigung plant die Straßentheater-Tourneen, ich führe sie durch. Das hat vom ersten Jahr an super funktioniert, weil immer alles perfekt vorbereitet wurde.
Insgesamt sind diesmal innerhalb von dreieinhalb Wochen 44 Aufführungen geplant und nur drei spielfreie Tage – ein sehr intensives Programm also. Bleibt dazwischen noch Zeit für das OFF-Theater?
Während der Tournee liegt der volle Fokus auf dem Straßentheater. Die kommende OFF-Theater-Saison ist ohnehin schon durchgeplant. Wir feiern unser 15-Jahre-Jubiläum und werden daher „Taxi, Taxi“, eine Komödie, die wir in unserem ersten Jahr gespielt haben, wieder aufnehmen. Außerdem setzen wir unseren „Club Oberon“ fort, quasi der Sommernachtstraum in einem 1970er-Disco-Setting, bei dem das eigentlich Stück in ein Party-Event eingebettet ist. Und natürlich wird es wieder unsere Impro-Schauspielabende geben.
Apropos: Sie sind Theatersportler, machen also Stegreiftheater, und haben hier mit dem OFF-Theater mehrere Preise gewonnen. Kommt Ihnen das manchmal auch beim Straßentheater zugute?
Ich bin der Meinung, jeder Schauspieler sollte Improvisationsfähigkeit als Grundlage mitbringen. Das stationäre Theater ist in gewisser Weise noch eine geschützte Umgebung, aber auch hier kann immer was passieren. Draußen und bei einer Tournee gilt das erst recht, da kommen so viele Impulse, die du entweder ignorieren oder auf die du reagieren musst. Auch so gesehen ist das Straßentheater jedes Mal wieder eine wahnsinnig spannende und schöne Erfahrung.
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Das Salzburger Straßentheater und die Salzburger Kulturvereinigung präsentieren 2024 Olaf Bretschneiders Bühnenfassung von „Robin Hood“. Die Premiere findet am 11. Juli (17:00 Uhr) auf der Festwiese der Stiegl-Brauwelt statt. Weitere Daten und Spielorte sind in unserem Terminflyer zusammengefasst.
Titelbild: Salzburger Kulturvereinigung/ebihara photography