Straßenmusiker

Straßenkünstler:innen, die Stars wurden – und Stars, die auf Straßen auftreten

In vielen westeuropäischen Städten gibt es eine rege Straßenkunst-Szene. Kaum jemand träumt hier von der großen Karriere, dabei hatte so mancher Weltstar seine ersten Auftritte in Einkaufszentren, U-Bahn-Stationen oder auf öffentlichen Plätzen. Umgekehrt kehren erfolgreiche Künstler:innen gerne zu den „Basics“ zurück – auch die Schauspiel-Profis des Salzburger Straßentheaters wollen ihrem Publikum auf diese Weise so nahe wie möglich sein.

Apropos Salzburg: Wie an vielen anderen Orten wurde die bis in die Antike zurückreichende Tradition der Straßenkunst auch hier ab den 1960er-Jahren wiederbelebt. Einheimische, Studierende und Kunstschaffende aus aller Welt versuchen ihr Einkommen auf diese Weise aufzubessern. Anfangs war die Szene vor allem zur Festspielzeit aktiv, mittlerweile sind die Musiker:innen, Darsteller:innen, Artist:innen und Maler:innen aber das ganze Jahr über aktiv.

Die Regeln für Straßenkunst

So aktiv, dass der Gemeinderat bereits 1981 die sogenannte Straßenmusik-Verordnung erlassen hat. Sie regelt, zu welchen Uhrzeiten, an welchen Orten und mit welchem Equipment Künstler:innen performen dürfen. An ein bestimmtes Niveau ist das Auftrittsrecht nicht gebunden – trotzdem sind die Darbietungen in der Mozartstadt absolut sehens- und hörenswert. Anderswo sind die Regelungen wesentlich strenger: Beispielsweise braucht man in Wien oder Innsbruck (teils kostenpflichtige) Platzkarten. Gleiches gilt in Linz, wo die Straßenkunst aber einmal im Jahr mit dem „Pflasterspektakel“ groß gefeiert wird.

Sie haben es geschafft

Lohnt sich der Aufwand? Bedingt. Eine Studie in der deutschen Stadt Köln ergab, dass der durchschnittliche Stundenlohn für Straßenmusik 28 Euro beträgt. Mit dem Können steigt auch der Verdienst, außerdem haben die Forscher festgestellt, dass man mit Klassik mehr verdient als mit anderen Musikstilen. Nicht mitgerechnet sind natürlich jene Berühmtheiten, für die Straßenkunst ein Karriere-Sprungbrett war.

 

Ed Sheeran

Das wohl berühmteste Beispiel vornweg: Ed Sheeran gilt heute als einer der weltweit erfolgreichsten Sänger und hat bereits über 150 Millionen Tonträger verkauft. Ob die Menschen, die den schüchternen Teenager in den 2000er-Jahren in den Londoner Fußgängerzonen erlebt haben, das schon geahnt haben? Der Superstar ist seinen Wurzeln jedenfalls treu geblieben. Auch in ausverkauften Stadien steht er allein mit Gitarre und Loop-Station auf der Bühne.

 

Justin Bieber

… ja, DIESER Justin Bieber! Der Kanadier wuchs im Kleinstädtchen Stratford auf und packte seine – damals noch viel zu große – Gitarre vorzugsweise vor dem örtlichen Musiktheater aus. Einer seiner Auftritte landete auf YouTube und zog die Aufmerksamkeit von Musikproduzent Usher auf sich – der Beginn einer internationalen Laufbahn.

 

B.B. King

Der spätere „King of Blues“ sammelte seine ersten Erfahrungen auf den Straßen von Mississippi. Von dort aus ging es in diverse Bars und schließlich auf die großen Bühnen.

 

Banksy

Abseits der Musikszene ist Banksy zu nennen. Die Bilder des Streetart-Graffiti-Künstlers erzielen bei Auktionen Millionenbeträge. Sehr viel mehr kann man nicht über ihn – oder sie – sagen, denn die Identität des Menschen hinter dem Künstlernamen ist bis heute ein bestens gehütetes Geheimnis.

 

Weitere Beispiele

Die Liste der zu Stars gewordenen Straßenkünstler:innen ist noch lang. Rod Stewart ist ebenso darauf zu finden wie Simon & Garfunkel, Tracy Chapman oder James Morrison. Aber wie gesagt, es gibt auch den entgegengesetzten Weg …

Sie sind zurückgekehrt

… den zum Beispiel Alanis Morissette und die legendäre Rockband U2 gegangen sind. Beide haben inkognito in der New Yorker U-Bahn gespielt. Auch Ed Sheeran ist sich für einen spontanen Straßenauftritt nach wie vor nicht zu schade. Und Schauspieler Kiefer Sutherland hat in Hamburg zur Gitarre gegriffen.

Die institutionalisierte Form von „Back to the Roots“ gibt es in Salzburg mit dem hiesigen Straßentheater. Jeden Sommer tourt ein Darsteller-Ensemble, das sonst nur am Salzburger Landestheater, in anderen großen Schauspielhäusern oder in TV-Produktionen zu sehen ist, durch das Bundesland. Heuer bringen Anja Clementi, Karoline Troger, Georg Clementi und Alex Linse die tiefgründige Komödie „Die Niere“ von Stefan Vögel auf die fahrende Bühne. Die Termine findet ihr hier.

Seit der Gründung im Jahr 1970 verfolgt das Straßentheater das Ziel, statt Menschen zur Kultur die Kultur zu den Menschen zu bringen. Die Veranstaltungen finden auch diesmal unter dem organisatorischen Dach der Salzburger Kulturvereinigung statt.