Festspielhaus

Große Kunst im Großen Festspielhaus: Meilensteine einer Kulturinstitution

Die Stadtberge machen Salzburg landschaftlich unvergleichlich und sind ein beliebtes Naherholungsziel für Einheimische und Gäste. Doch nicht immer bereiteten die innerstädtische Bergwelt den Salzburgerinnen und Salzburgern Freude. Dies gipfelte darin, dass man den Mönchsberg im 17. Jahrhundert durchtrennen wollte, um die Altstadt mit der auf der anderen Bergseite gelegenen Riedenburg zu verbinden. Das Vorhaben scheiterte kläglich, sodass man sich letztlich für die naheliegendere Lösung entschied und einen Tunnel in den Berg schlug – das heutige Sigmundstor.

55.000 Kubikmeter Gestein mussten weichen

Bei einer anderen Gelegenheit gelang es dagegen, dem Mönchsberg ein Stückchen abzutrotzen. 55.000 Kubikmeter Gestein – so sahen es die Pläne von Stararchitekt Clemens Holzmeister vor – wurden unweit des Sigmundstores abgetragen, um Platz für den gigantischen Bühnenbereich des Großen Festspielhauses zu schaffen. Moderne Sprengtechnik machte das diesmal möglich, sodass das „Neue Festspielhaus“ (die Umbenennung erfolgte erst drei Jahre später) 1960 feierlich eröffnet werden konnte. Es war nur ein Meilenstein in der Geschichte einer Kulturinstitution, die ihresgleichen sucht. Über weitere besondere Momente des Großen Festspielhauses berichten wir in diesem Blogbeitrag.

Die Meilensteine reichen bis ins frühe 17. Jahrhundert zurück. Damals entstanden auf dem Areal die fürsterzbischöflichen Hofstallungen. Die Felsenreitschule, die Hofstallgasse und auch die Pferdeschwemme erinnern heute noch daran. Auch 1920, das Gründungsjahr der Salzburger Festspiele, ist zu nennen. Für das neue und stetig wachsende Musikfestival brauchte man Spielstätten: zunächst das heutige „Haus für Mozart“ und die Felsenreitschule, später dann eben das Große Festspielhaus.

Hochkultur jenseits des Festspielsommers

Ein weiteres wichtiges Datum: 1947. In diesem Jahr wurde die Salzburger Kulturvereinigung gegründet. Sie ist heute die wichtigste Institution für Klassik-Konzerte in Salzburg und sorgt mit ihren Veranstaltungen dafür, dass das Große Festspielhaus auch außerhalb der Festspielzeit bestens genutzt wird. In der Spielzeit 2023/2024 organisiert die Salzburger Kulturvereinigung rund 100 Events mit Künstlerinnen und Künstlern aus 17 Ländern.

Dann kam eben das erwähnte Jahr 1960. Bei seiner Eröffnung stellte das Große Festspielhaus alles bis dahin Dagewesene in den Schatten. Das in den Berg gebaute Bühnenhaus ist inklusive Seitenbühnen 100 Meter breit und 65 Meter hoch, der Orchestergraben bietet Platz für 110 Musiker:innen. Im Zuschauerraum finden rund 2.200 Besucher:innen Platz. Der Boden des Foyers ist mit Adneter Marmor ausgelegt.

Die größten Skandale – und Wasser im Festspielhaus

Doch der noble Eindruck täuscht – das Große Festspielhaus war durchaus für unliebsame Überraschungen gut – in jeder Hinsicht. Beispiele: 1985 verursachten zwei barbusige Hexen in Verdis „Macbeth“ eine handfeste Auseinandersetzung zwischen Regisseur Piero Faggioni und dem damaligen Festspiel-Generalsekretär Otto Sertl. 2018 hielt das Dach des Großen Festspielhauses an einem regenreichen Sommerabend den Wassermassen nicht mehr stand, sodass sich das kühle Nass über den Zuschauerraum ergoss. Ein klares Zeichen, dass es Zeit war, das altehrwürdige Gebäude zu erneuern.

2030 soll somit ein weiteres spezielles Datum werden. Abermals müssen 90.000 Kubikmeter Fels weichen, um das Große Festspielhaus zu sanieren und auszubauen. Neben Optimierungsarbeiten in den Bereichen Technik und Brandschutz entstehen neue Logistik- und Probenräume. Alle Garderoben werden nach der Modernisierung direkt mit den Spielstätten verbunden sein. Das freut auch die Salzburger Kulturvereinigung, die ihren internationalen Künstlerinnen und Künstlern künftig eine noch bessere Infrastruktur bieten kann.