Dynastien

Von Bach bis Strauss: Die großen Klassik-Dynastien

Wie der Vater, so der Sohn. Wie der Bruder, so die Schwester. Und wie der Ehemann, so die Ehefrau. Es gibt viele Klassik-Dynastien – in ganz unterschiedlichen familiären Konstellationen. Einige der wichtigsten stellen wir in diesem Blogbeitrag vor.

Der Bach-Clan

Die mit Abstand größte Dynastie der Musikgeschichte sind die Bachs, genauer gesagt – damals war es leider noch so – der männliche Teil des Stammbaums. Je nachdem, ob man wirklich jeden Organisten, Sänger, Militärmusiker oder Musikpädagogen mitzählen will, kommt man auf 80 bis 100 Personen. Als Stammvater des Künstler-Clans gilt Veit Bach (ca. 1555 – 1619), der letzte komponierende Bach war der 1845 verstorbene Wilhelm Friedrich Ernst. Selbst danach brachte die Familie aber noch zahlreiche Musiker hervor.

Johann Sebastian Bach war also nicht der Ausgangspunkt der musikalischen Sippe, sondern mittendrin. Zu Lebzeiten war er nicht einmal der berühmteste Bach. Sein zweiter Sohn Carl Philipp Emanuel (1714 – 1788) schuf über 1.000 Werke und prägte den sogenannten „empfindsamen Stil“.

Joseph, Michael und Johann Evangelist Haydn

Anders als der über viele Generationen musizierende und komponierende Bach-Clan blieben die Brüder Joseph, Michael und Johann Evangelist Haydn in ihrer Familie Ausnahmeerscheinungen. Letzterer war Sänger … und, wie die Nachwelt munkelt, kein besonders guter. Er lebte von seinem Nachnamen und der Unterstützung durch den berühmten Bruder. Joseph Haydn war einer der wichtigsten Vertreter der Wiener Klassik sowie Wegbereiter der klassischen Sinfonie und des Streichquartetts.

Michael Haydn wiederum ging als bedeutender Kirchenmusiker in die Geschichte ein. Er lebte und wirkte 43 Jahre lang in Salzburg und war wie Bruder Joseph eng mit Wolfgang Amadé Mozart befreundet …

Familie Mozart

… dem berühmtesten Vertreter einer weiteren Musiker-Dynastie. Hier gilt tatsächlich der Spruch „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, denn schon Vater Leopold komponierte zahlreiche Konzerte und Sinfonien. Berühmt wurde er jedoch vor allem als Förderer seiner (Wunder-)Kinder Wolfgang und Nannerl, mit denen er ganz Europa bereiste.

Wolfgang Amadé Mozart war schon zu Lebzeiten sehr beliebt, der ganz große Hype um den Komponisten und sein Werk entstand aber nach seinem Tod im Jahr 1791. „Die Zauberflöte“, „Eine kleine Nachtmusik“, „Rondo alla Turca“, die „Jupiter-Symphonie“ oder das Mozart-Requiem zählen heute zu den berühmtesten und am meisten aufgeführten klassischen Werken.

Kein Wunder, dass sein Sohn Franz Xaver Wolfgang Mozart nicht an den berühmten Vater herankam. Er komponierte zwar ebenfalls, wurde aber mehr als Klaviervirtuose bekannt. Da er keine Nachkommen hinterließ, endete die Linie der Musikerfamilie Mozart mit ihm.

Herr und Frau Schumann

Die filmreife Liebesgeschichte von Robert und Clara Schumann haben wir bereits in einem früheren Blogbeitrag nacherzählt. Sie lernten sich kennen, als sie noch ein Kind und er ein blutjunger Komponist war. Sie verliebten sich Jahre später und heirateten gegen den Willen von Claras Vater. Und sie blieben bis zum bitteren Ende, als er psychisch schwer erkrankte und letztlich verstarb, ein Paar.

Robert Schumann gilt als einer der bedeutendsten Komponisten der Romantik. Clara Schumann (geborene Wieck) begann ihre musikalische Karriere als gefeierte Pianistin, verlegte sich im Laufe ihres Lebens aber ebenfalls immer mehr auf das Komponieren und bildete mit ihrem Gatten eine sich gegenseitig befruchtende Künstlergemeinschaft.

Die Geschwister Mendelssohn

Wie Robert Schumann ist heute auch Felix Mendelssohn Bartholdy als prägender Komponist des 19. Jahrhunderts ein Begriff. Das war nicht immer so, denn als Jude war er zu Lebzeiten und darüber hinaus antisemitischen Ressentiments ausgesetzt. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde er rehabilitiert und gewürdigt. Zurecht, wie unter anderem seine „Schottische Symphonie“ zeigt, die am 24. Mai 2024 im Großen Festspielhaus in Salzburg erklingt.

An gleicher Stelle gibt das Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Stardirigent Ivor Bolton Mozarts Klavierkonzert in d-Moll und eine Ouvertüre von Fanny Hensel zum Besten. Die Schwester von Felix Mendelssohn Bartholdy schuf zwar ebenfalls ein breites musikalisches Werk, eine Karriere als Komponistin wurde ihr von ihrer Familie jedoch untersagt. Daher wurde Hensels Repertoire erst in der jüngeren Vergangenheit wiederentdeckt und erfreut sich seither wachsender Beliebtheit.

Die Strauss-Dynastie

Auf die letzte große Musik-Dynastie bezieht sich unser Titelbild. Johann Strauss (Sohn) trägt den Beinamen „Walzerkönig“ und ist in seiner Heimatstadt Wien allgegenwärtig. Er stellte damit seinen gleichnamigen Vater ebenso in den Schatten wie seine Brüder Josef und Eduard. Während von Johann Strauss (Sohn) unzählige berühmte Melodien überliefert sind, ist sein Vater der breiten Masse vor allem durch den Radetzkymarsch, traditioneller Schlusspunkt des Wiener Neujahrskonzerts, ein Begriff.

Das Leben und Wirken der Strauß-Dynastie wurde 1989 in einer sechsteiligen Filmbiografie thematisiert. Während die dargestellte Rivalität von Vater und Sohn Johann tatsächlich dokumentiert ist, entsprang der Konflikt der Brüder Johann und Eduard eher der Fantasie des Drehbuchautors.

Johann Strauss jun. ist übrigens auch 2025 in Salzburg zu hören. Bei den traditionellen Faschingskonzerten im Großen Saal der Stiftung Mozarteum (01. und 02.03.2025) sind die Ouvertüre der Operette „Der Zigeunerbaron“ und die Schnellpolka „Unter Donner und Blitz“ zu hören. Karten für die beliebten Veranstaltungen sind schon jetzt erhältlich.