Wirkung

Balsam für Körper und Seele – die Wirkung von Musik

Die schrillen Geigenklänge aus Hitchcocks Klassiker „Psycho“ versetzen uns in Angst und Schrecken, während Hans Zimmers „König der Löwen“-Soundtrack selbst gestandene Männer zum Weinen bringt. Der „Rainermarsch“ erschallt im Bierzelt und im Stadion, „Stille Nacht“ bei der Christmette. Und auf der Tanzfläche darf’s auch mal Techno sein. Musik verfehlt eben nie ihre Wirkung und wird deshalb seit hunderten Jahren eifrig erforscht. Wir verraten euch in diesem Beitrag, wie Körper und Seele auf Musik reagieren. Ihr werdet euren Augen (und Ohren) nicht trauen.

Psychische Wirkung: Musik wecke Emotionen

Es ist anzunehmen, wenn auch nicht hundertprozentig erwiesen, dass schon Ungeborene im Mutterleib Musik wahrnehmen und darauf reagieren. Ganz sicher ist die Wirkung auf Kinder: In der sogenannten „Bastian-Studie“ an mehreren Berliner Grundschulen wurden Kinder mit und ohne Musikunterricht verglichen. Die erste Gruppe zeigte sich im Umgang miteinander deutlich geselliger, Musik ist hier also ein Sozialisationsfaktor.

Bei Erwachsenen wird Musik oft zum Katalysator der Emotionen. Menschen setzten sie ganz bewusst ein, um Stimmungen zu fördern oder ihnen entgegenzuwirken. Sportlerinnen und Sportler zum Beispiel, die sich auf einen bevorstehenden Wettkampf vorbereiten, entscheiden sich oft für aggressive Hardrock-Klänge und fördern die Adrenalin-Ausschüttung. Abends, das zeigt die wissenschaftliche Auswertung von Millionen Online-Streams der Plattform Spotify, stehen dagegen ruhige Klänge hoch im Kurs. Nun soll der Körper nämlich in Schlafstimmung versetzt werden. Jeder Mensch hat außerdem Lieder im geistigen Repertoire, die bestimmte Erinnerungen wecken – ein typisches Beispiel sind Weihnachtslieder, aber auch Songs, die man mit einer Beziehung oder einer Trennung verbindet.

Die psychische Wirkung von Musik hält bis ins hohe Alter an. Sie ist eine Art Gedächtnistraining und verlangsamt den geistigen Verfallsprozess – dann übrigens besonders, wenn man sie nicht nur hört, sondern auch macht. Zusätzlich erleichtert sie die soziale Interaktion mit dementen Menschen, denn bekannte Melodien erzeugen ein Gefühl der Vertrautheit.

Physische Wirkung: Musik als Medizin

Damit ist bereits der Bogen zur körperlichen Wirkung geschlagen, denn immer öfter wird Musik wie ein Medikament „verabreicht“. Die Grundidee ist klar: Jedes musikalische Genre fördert die Ausschüttung bestimmter Hormone, die wiederum bestimmte physische Effekte verursachen. Ein konkretes Beispiel sind Endorphine, die Stress und (psychosomatischen) Schmerzen entgegenwirken. Wie gut das funktioniert, sieht man zum Beispiel dann, wenn Lieder Gänsehaut auslösen: Für die neurologische Forschung ist das nämlich nichts anderes als die Überproduktion von Endorphinen.

Auch Herzfrequenz und Blutdruck lassen sich mit Musik beeinflussen. Zudem begleiten Musiktherapeuten die Rehabilitation von Herzinfarkt-, Schlaganfalls- und vor allem Krebspatienten. Man geht hier natürlich nicht von einer unmittelbaren Heilwirkung aus, sondern setzt auf die positiven psychischen Effekte, die auch die körperliche Heilkraft erhöhen.

Die besondere Wirkung von klassischer Musik

Viele Forscher haben sich in ihren Untersuchungen bestimmten Musikformen gewidmet. Auch die klassische Musik wurde ausführlich untersucht. Festgestellt wurde vor allem der sogenannte „Mozart-Effekt“: Mehrere Studien untermauern, dass Klassik die Gehirnaktivität stimuliert und damit kurz vor einer Prüfung ideal ist. Konkret wurde dies, daher der Name, an der Universität Helsinki anhand von Mozarts Violinkonzert Nr. 3 gezeigt. Der Salzburger Meisterkomponist stand auch für ein Experiment der University of California Pate: Hier wurde nachgewiesen, dass die „Sonate für zwei Klaviere in D-Dur“ das räumliche Vorstellungsvermögen verbessert.

Klassische Musik reduziert außerdem Stress und senkt den Blutdruck (im Gegensatz übrigens zu Rap, Pop und Techno, wie Forscher:innen der Universität Oxford herausfanden). Daraus ergibt sich wohl auch ihre schlaffördernde Wirkung. Eine mexikanische Studie hat ergeben, dass Beethoven & Co. Depressionssymptome lindern. Und, so kurios es klingt: Offenbar hilft Klassik sogar beim Abnehmen, weil sie uns unser Essen mehr genießen lässt.

Probieren geht über studieren

Klingt alles sehr akademisch, zugegeben. Deshalb unser Vorschlag: Probiert es selber aus und macht aus den wissenschaftlichen Fakten eine persönliche Erfahrung. Ideal für Einsteiger:innen ist das kleine Abo der Salzburger Kulturvereinigung. Vier Konzertabende stehen auf dem Programm und bieten euch einen Querschnitt durch mehrere Klassik-Epochen. Vielleicht spürt ihr ja auch den Mozart-Effekt am eigenen Leib …