Humor

Humor hat einen festen Platz in der ernsten Musik

Die meisten von uns denken bei klassischer Musik an gewaltige Opern, anspruchsvolle Symphonien oder moderne Werke jenseits aller musikalischen Konventionen. Kaum jemand verbindet die sogenannte „ernste Musik“ mit Humor. Ein Fehler, denn der Spaß hat seit jeher einen festen Platz in der Klassik. So auch bei den Salzburger Kulturtagen 2023: Am 13. Oktober führten das Musiker:innen-Ensemble FRANUI und die Kabarett-Formation maschek im Großen Festspielhaus zusammen, was zusammengehört.

Opern für den Karneval – von Monteverdi bis Schumann

Bereits im frühen 17. Jahrhundert zählten die Werke von Claudio Monteverdi zu den Höhepunkten des Karnevals in Venedig. Der Erfinder der Oper wurde zu jener Zeit Domkapellmeister von San Marco – einige seiner Werke wurden im Rahmen des bunten Treibens uraufgeführt, denn die Karneval-Saison war damals die Hautspielzeit der venezianischen Theater.

Rund 150 Jahre galt Joseph Haydn als Meister des Humors. Ein Paukenschlag, um sein Publikum unsanft aus den musikalischen Träumen zu reißen, war bei ihm immer drinnen. Auch die Kompositionsform des „Scherzo“ stammt ursprünglich von Haydn. Doch der Höhepunkt: Am Ende seiner 45. Sinfonie ließ er 1772 einen Musiker nach dem anderen den Saal verlassen. Das Werk war ein augenzwinkernder Warnstreik, um bei seinem Fürsten Nikolaus I. Esterházy den ersehnten Urlaub für seine Instrumentalisten zu erstreiten.

Wesentlich weniger subtil war ein anderer großer Klassik-Komponist: Mozart verwendete nicht nur in seinen Briefen gerne derbe Ausdrücke – auch sein Kanon „Leck mich im Arsch“ und einige ähnlich betitelte Werke sprechen eine deutliche Sprache, wenngleich einige Historiker behaupten, dass dieser Jargon damals üblich gewesen sei. „Back to the Carneval-Roots“ hieß es dagegen bei Robert Schumann und seinem „Faschingsschwank aus Wien“.

Humor im Vortrag – von Brendel bis Borge

Im 20. Jahrhundert wurde der Humor in der ernsten Musik nicht mehr in erster Linie durch die Kompositionen vermittelt, sondern durch ihre Umsetzung auf der Bühne. Ein bekanntes Beispiel für diesen Mix ist Alfred Brendel: Schon in den 1950er-Jahren spazierte der Pianist mit einer Schildkröte (!) durch den Wiener Musikverein; auch später zog er mit mancher ungewöhnlichen Aktion und ausgefallener Mimik die Blicke auf sich. Der dänisch-amerikanische Klavier-Virtuose Victor Borge durchbrach die Ernsthaftigkeit des klassischen Konzertbetriebs ebenfalls mit humoristischen Elementen und Parodien.

Aktuell gehören das Duo „Igudesman & Joo“ zu den beliebten Klassik-Comedy-Acts. Aleksey Igudesman und Hyung-ki Joo wagen sich mit ihrem humoristischen Ansatz auch in die Populärmusik, unter anderem arbeiteten sie mit den Simple Minds, Tears for Fears und Midge Ure zusammen.

Salzburger Kulturtage: Musikgenuss mit Unterhaltungswert

Der Auftritt von maschek und FRANUI im Großen Festspielhaus passt in diese Reihe. Die Comedians wurden mit ihren Synchronisationen von politischen TV-Szenen, unter anderem in „Dorfers Donnerstalk“ und „Willkommen Österreich“, bekannt. Sie gewannen zweimal den Österreichischen Kabarettpreis und einmal den Nestroy-Theaterpreis. Ebenfalls mehrfach ausgezeichnet wurde die Musicbanda FRANUI, die mit Instrumenten aus der Klassik und der heimischen Volksmusik Werke von Schubert, Mahler und Co. neu interpretiert.

Gemeinsam synchronisierten maschek und FRANUI den bekannten Stummfilm „Fräulein Else“ nach der Novelle von Arthur Schnitzler. Das Publikum war begeistert und hat sich bestens amüsiert.

 

Titelbild: Alexi Pelikanos