Thomas Heißbauer

Thomas Heißbauer: Mit klassischer Musik den „Hörschatz“ erweitern

Schon bei der Gründung der Salzburger Kulturvereinigung im Jahr 1947 war davon die Rede, die Hochkultur einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Das Motto wird bis heute gelebt, denn mit ihrem Konzertprogramm, dem Salzburger Straßentheater und dem „Georg Trakl Forschungs- und Gedenkzentrum“ hat sich die Institution zum kulturellen Nahversorger für Stadt und Land Salzburg entwickelt. Im Blog-Interview mit Mag. Thomas Heißbauer, dem Künstlerischen Leiter der Salzburger Kulturvereinigung, sprechen wir darüber, wie Kunst auch unter schwierigen Umständen leistbar bleibt, warum er die Jugend für klassische Musik begeistern will und wie er selbst zum Klassik-Fan wurde.

Herr Heißbauer, vor kurzem wurde das Programm der Salzburger Kulturvereinigung für die Saison 2023/2024 veröffentlicht. Auf welches Konzert freuen Sie sich besonders?

Auf jedes einzelne. Seit ich für die Salzburger Kulturvereinigung arbeite, habe ich mir fast jede Veranstaltung angesehen. Das gebietet die Wertschätzung gegenüber den Künstlerinnen und Künstlern, die bei uns auftreten und denen ich durch meine Anwesenheit Respekt zollen will. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass wir auch heuer drei Dinge erreichen, die mir ganz wichtig sind: hohe Qualität, was die Orchester bzw. Künstlerinnen und Künstler betrifft, eine große Programmvielfalt, mit der wir viele Geschmäcker abdecken, und vor allem Substanz in den dargebotenen Werken.

Was meinen Sie mit Substanz?

Substanz ist für mich das, was gute Musik ausmacht, unabhängig von Stil oder persönlichen Vorlieben. Die Musik muss Interesse wecken, manchmal auch überraschen und auf jeden Fall in sich konsistent sein. Wenn etwas diese Kriterien erfüllt, hat es Bestand. Beispiele aus dem Rock-und-Pop-Bereich: Dass Queen oder die Beatles bis heute viele Menschen begeistern, liegt eben an dieser Substanz.

Sie sind also auch für musikalische Richtungen abseits der Klassik offen?

Absolut. Aber nicht nur für musikalische Richtungen. Das Schöne an der Salzburger Kulturvereinigung ist die Breite des Angebots: Wir decken mit dem Salzburger Straßentheater auch die darstellende Kunst ab und haben mit der „Georg Trakl Forschungs- und Gedenkstätte“ einen Literaturschwerpunkt. In gewisser Weise spiegelt sich das in einer neuen Veranstaltungsserie wider: Musik:conText, also die Kombination aus Musik und Literatur, ist tief in der Salzburger Kulturvereinigung verwurzelt und wird vom Publikum großartig angenommen.

Apropos Publikum: Sie richten sich mit Ihrem Angebot nicht nur an Gutverdienende, sondern auch an die breite Mittelschicht. Lässt sich das in schwierigen Zeiten aufrechterhalten?

Natürlich treffen die aktuellen Teuerungen auch uns. Reisen, Hotels, Personalkosten, Papier – alles ist teurer geworden. Deshalb mussten auch wir unsere Kartenpreise anheben. Trotzdem bleibt es unser statutengemäßes Bestreben, Kultur leistbar zu machen. Das gelingt uns insbesondere mit unseren Abo-Angeboten.

Abonnentinnen und Abonnenten spielen bei der Salzburger Kulturvereinigung also eine wichtige Rolle?

Mehr noch, sie sind unser finanzielles und organisatorisches Rückgrat, schließlich müssen wir 95 Prozent unseres Budgets durch Kartenverkäufe decken. Das bedeutet auch: Je mehr Abonnenten, desto mehr künstlerischer Spielraum. Einerseits will ich unseren Besucherinnen und Besuchern Highlights der Klassik bieten, andererseits aber auch tolle neue Musik, die man vielleicht noch nicht kennt.

Welche Veranstaltungen empfehlen Sie Klassik-Neulingen?

Vor allem alle Konzerte, zu denen Musik:Kaleidoskope angeboten werden. In diesen erkläre ich vor den Aufführungen anhand von Tonbeispielen Werke und Hintergründe und ermögliche so einen niederschwelligen Einstieg in die klassische Musik. Es sind keine musikwissenschaftlichen Abhandlungen – ich erkläre die Werke aus der Sicht eines Musikers …

… denn Sie haben selbst fast 20 Jahre als Profi-Hornist in hochkarätigen Orchestern mitgewirkt. Wie ist es dazu gekommen?

Das hat mit meiner musikalischen Sozialisation zu tun. Ich bin im Innviertel aufgewachsen, mein Vater war Blasmusiker und hat auch mich und meine Geschwister dazu gebracht, diesen Weg einzuschlagen. Über die Militärmusik bin ich dann in den professionellen Bereich gekommen und habe unter anderem im Mozarteumorchester und der Camerata gespielt.

Kann man auch heute noch junge Menschen – wie Sie damals – für Klassik begeistern?

Davon bin ich felsenfest überzeugt. Es kommt darauf an, wie ich Jugendlichen die klassische Musik näherbringe. Ansatzpunkte sind unsere Schulpartnerschaften, Schüler- und Lehrlingskonzerte sowie die ermäßigten Karten für Unter-27-Jährige. Die Basis ist immer die gleiche: Genauso wie ich eine Sprache lerne und damit meinen Wortschatz erweitere, kann ich lernen, Klassik bewusst wahrzunehmen, und damit den „Hörschatz“ erweitern. Das ist letztlich das Ziel der Salzburger Kulturvereinigung.