Trakl

Georg Trakl, ein Salzburger mit internationalem Ruhm

Ein schwüler Garten stand die Nacht.
Wir verschwiegen uns, was uns grauend erfasst.
Davon sind unsere Herzen erwacht
Und erlagen unter des Schweigens Last.

Diese Zeilen stammen von Dichter-Genie Georg Trakl. Obwohl nur 27 Jahre alt geworden, zählt er bis heute zu den bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikern. Sein Werk ist kraftvoll, melodisch, vor allem aber von einer tiefen Melancholie und Sinnsuche geprägt. Er gilt als Vertreter des Expressionismus, allerdings stark beeinflusst vom Symbolismus, der gleichzeitig seine Hochblüte erlebt hat. Tragisch wie seine Poesie war auch sein Ende: Georg Trakl diente zu Beginn des Ersten Weltkriegs als Militärapotheker an der Ostfront und zerbrach unter dem Eindruck der vielen Sterbenden, denen er – schlecht ausgerüstet – nicht helfen konnte. Ein Selbstmordversuch wurde vereitelt, kurz darauf starb er jedoch in einem Krakauer Krankenhaus an einer Überdosis Kokain.

Salzburg bewahrt das Erbe des Dichters

Vor dem ehemaligen Militärhospital in der polnischen Stadt erinnert bis heute eine Gedenktafel an Georg Trakl. Auch die Traklgasse in Wien und der Traklpark in Innsbruck erinnern an den Dichter – beide Städte spielten in seinem kurzen Leben eine große Rolle, in Innsbruck befindet sich auch seine Grabstätte. Das persönliche und intellektuelle Erbe des Lyrikers wird aber in seiner Heimat Salzburg bewahrt: Im Traklhaus am Waagplatz, dem Geburtshaus von Georg Trakl, wurde 1973 eine Forschungs- und Gedenkstätte geschaffen. Die Einrichtung und Betreuung der Gedenkstätte wurde der Salzburger Kulturvereinigung anvertraut.

Der Grundstock des Gedenkstätten-Inventars stammt aus dem Familienerbe: Maria Geipel, die ältere Schwester des Poeten, hat sie der Institution vererbt. Weitere Ausstellungsstücke steuerte Trakls Schulfreund Erhard Buschbeck bei. Prof. Lotte Tobisch, die weitere Trakl-Briefe an Buschbeck besessen hat, bereicherte die Sammlung ebenfalls.

Trakl „wirkt“ über Österreich hinaus

Heute gibt die „Georg Trakl Forschungs- und Gedenkstätte“ einen umfassenden Überblick über das Leben, Werk und die Nachwirkungen des berühmtesten Salzburger Dichters. Unter anderem bietet sie Original-Manuskripte und Fotos, Einrichtungsgegenstände aus dem Familienbestand, Sekundärliteratur zur Person und zum Schaffen Trakls, Vertonungen seiner Gedichte und nicht zuletzt Übersetzungen seiner Werke in über 30 Sprachen.

Allein damit ist viel darüber gesagt, dass Georg Trakl weit über Österreich hinaus „wirkt“. Seine Gedichte sind in Frankreich ebenso beliebt wie in Italien, den Benelux-Ländern, Polen und sogar in Japan. An der dortigen Nihon-Universität wurde eine eigene Trakl-Gesellschaft eingerichtet, die seine Gedichte übersetzt und verbreitet. Korrespondierende Mitglieder des wissenschaftlich orientierten Internationalen Trakl-Forums sind auch in Nordamerika beheimatet.

Warum Trakl mit seinen Gedichten Sprachgrenzen überwinden und posthum internationalen Ruhm erlangen konnte, fasste die Tageszeitung „Die Presse“ anlässlich seine 100. Todestages treffend zusammen: „Georg Trakls Gedichte … wurden zu Phänomenen, weil sie noch die widersprüchlichsten Eindrücke, Erfahrungen, Erlebnisse auf ihre poetische Grundsubstanz zu reduzieren verstanden. Sie lesen sich als lyrische Konzentration des Daseins.“

Eine Annäherung an das Lyrik-Phänomen

Wer sich dem Phänomen Georg Trakl nähern will, hat in Salzburg mehrere Möglichkeiten. Zum einen sind an verschiedenen Orten im Stadtzentrum, aber auch im Süden, wo er ausgiebig durch Parks und über Wiesen spazierte, Tafeln mit seinen Werken angebracht. Die genauen Standorte findet ihr hier.

„Trakl geballt“ gibt es außerdem bei den Führungen in der Forschungs- und Gedenkstätte. Sie finden werktags um 14 Uhr, für Besuchergruppen nach Mail-Anmeldung aber auch davor und danach statt. Man sollte jedenfalls eine Stunde Zeit einplanen, denn das Werk des Salzburger Dichters bedarf einer intensiven Beschäftigung und ist somit ein willkommener Kontrapunkt in unseren hektischen Zeiten.

Indes die Bäume blühen zur Nacht,
dass sich des Todes Antlitz hülle
in ihrer Schönheit flimmernden Fülle,
die Tote tiefer träumen macht.